Tagungsdokumentation Fachtagung DRANBLEIBEN!

Jugendverbände wollen DRANBLEIBEN! Das Fazit zur Tagung.

Fazit der Fachtagung "DRANBLEIBEN!"

Vom 14.15- November 2019 kamen in Berlin etwa 80 Vertreter*innen der Jugendverbandsarbeit und fachliche Expert*innen zusammen, um die Potenziale der Jugendarbeit für eine vielfältige Gesellschaft zu diskutieren. Dabei wurde überdeutlich, dass Vereine junger Migrant*innen (VJM) einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung des Aufwachsens junger Menschen in einer pluralen, demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft leisten. An der Organisation der Fachtagung waren neben der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) auch die Islamische Jugend in Bayern als unabhängiger Jugendverband des Verbandes der islamischen Kulturzentren, die Koptische Jugend Deutschland, die Muslimische Jugend in Deutschland sowie der Orthodoxe Jugendbund beteiligt.

Annette Widmann-Mauz, MdB (CDU/CSU), die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration eröffnete die Fachtagung mit einem Grußwort und hob hervor: „Mir ist wichtig, Christen, Juden und Muslime miteinander ins Gespräch zu bringen. Wir können erfahren, dass es viel mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes gibt und das schafft Zusammenhalt. Entscheidend ist, dass wir den Dialog suchen, miteinander ins Gespräch kommen und auch bei Angriffen von außen im Gespräch bleiben." Für die aej antwortet der Vorsitzende Dr. Sven Evers seinerseits: „Gerade die Jugendverbände können mit dem, was sie nach außen tun, ein Vorbild für die Gesellschaft sein, wenn wir Unterschiedlichkeit nicht als etwas Bedrohliches sondern als etwas Bereicherndes verstehen."

Seit fast 20 Jahren initiiert die aej unterschiedlichste interreligiöse Projekte immer mit dem Ziel, die interkulturelle Öffnung der Jugendverbandsarbeit voranzutreiben. Viele Zwischenziele wurden dabei schon erreicht und manche VJM haben den Status eines etablierten Jugendverbands mit entsprechenden hauptberuflichen Strukturen geschafft. Dennoch ist die Mehrheit nach wie vor nicht fest in den Strukturen der Jugendverbandsarbeit und somit auch nicht in der finanziellen Förderung von Jugendverbandsarbeit verankert, insbesondere auf Bundesebene. Den Teilnehmer*innen der Fachtagung war deshalb besonders wichtig, weiter auf eine echte Partizipation von Vereinen junger Migrant*innen mit den etablierten Jugendverbänden hinzuarbeiten.

aej-Generalsekretär Mike Corsa stellte deshalb im Rahmen des politischen Abends fest: "Wir sind eine vielfältige Gesellschaft mit vielen Lebenslagen. Ein Problem? Nein, kein Problem! Wir wenden uns gegen alle Bestrebungen Vielfalt als negativ zu beschreiben! Denn monokulturelle Gesellschaften sind langweilig. Wir haben so viel von unseren Projektpartner*innen gelernt, da bleiben wir dran!" Im Hinblick auf verbandliche Organisation kommentierte Klaus Waldmann, früherer Bundestutor der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftliche Jugendbildung (et), aus seiner Perspektive als Berater von muslimischen Jugendorganisationen: „Jugendverbände sollten gemeinsam dafür einstehen, dass es insgesamt mehr Mittel geben soll, aber auch bereit sein mal zu verzichten, um einer neuen Initiative die Möglichkeit zu geben sich zu etablieren."

Die Tagung hielt am ersten Tag neben einem inhaltlich einführenden Vortrag von Prof. Hannes Schammann von der Universität Hildesheim mit anschließender Podiumsdiskussion auch einen politischen Abend vor. Im Fishbowl-Format tauschten sich Vertreter*innen der Jugendverbände mit Filiz Polat, jugendpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ die Grünen, und Prof. Hannes Schammann dazu aus, wie Jugendarbeit künftig noch mehr dazu beitragen könne, dass Demokratie gelingt. Aufgrund einer kurzfristigen namentlichen Abstimmung im Bundestag konnten leider nicht alle eingeladenen Abgeordneten an der Diskussion teilnehmen.

Am zweiten Tag der Fachtagung folgten ein Podiumsgespräch zwischen Klaus Waldmann und Engin Karahan, Beratern von muslimischen Akteuren in Deutschland, ein Impulsvortrag der Journalistin und Aktivistin Kübra Gümüsay sowie Kurzworkshops zu verschiedenen Themen, in denen die aktive Mitarbeit der Teilnehmenden gefragt war. Den Abschluss bildete ein jugendpolitisches Podium zur Frage, wie künftig eine angemessenere Repräsentation muslimischer Jugendliche auch in den Landes- und Bundesstrukturen der Jugendverbandsarbeit gelingen könne. Am Podium nahmen Dr. Phillip-Laurenz Rogge, Referatsleiter „Jugend und Bildung“ im BMFSFJ, Ludwig Weigel vom Deutschen Bundesjugendring, Sara Sanhit von der Muslimischen Jugend in Deutschland, Doris Klingenhagen von der aej sowie Dennis Kirschbaum von JUMA teil, der gleichzeitig das neue „Bündnis muslimischer Jugendarbeit“ repräsentierte.

Als Fazit der Veranstaltung wurde festgestellt, dass in Anbetracht der jüngeren politischen Entwicklungen noch mehr getan werden müsse, um zur Normalität von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte in den Strukturen der Jugendverbandsarbeit zu gelangen. Für alle beteiligten Akteur*innen bedeutet dies: Dranbleiben, um für ausreichende Ressourcen der Vereine zu streiten, Professionalisierung auszubauen und das Zusammenwachsen in Vielfalt weiter zu stärken.

 

Fotos: Astrid Piethan

Videos: Element K

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